Da hab ich mir was eingebrockt... Das Thema für Juli/August war Sommer, Sonne, Sonneschein. "Perfekt!" dachte ich, als ich in der Buchhandlung dieses Buch unter den Empfehlungen des Sommers entdeckte.
Nein, es ist keine leichte Sommerlektüre. Das Buch erzählt die Geschichte von den Teenagern Anna und Francesca, die in der Hoffnungslosigkeit der untersten Arbeiterklasse Italiens aufwachsen. So oberflächlich die Interessen, so tief verbunden ist die Freundschaft dieser beiden Mädchen, die in sehr schwierigen Verhältnissen aufwachsen und die, am Ende eines unheilvollen Sommers vor Ereignissen stehen, die alles verändern werden.
Silvia Avallone beschreibt das Leben der Stahlarbeiter Piombinos aus der Sicht verschiedener Charaktere mit roher Ausdrucksweise, in unbarmherziger Art. Manchmal entsteht der Eindruck, als bestehe das Leben in der Via Stalingrado nur aus Gewalt, Sex und Drogen. Einmal im Sumpf des Stahlarbeiterlebens gefangen, kann man sich nur noch durch Gewalt oder Sex ausdrücken und mit Drogen betäuben, um von der Auswegslosigkeit der Situation nicht erdrückt zu werden. Die Insel Elba, ständig vor Augen, von überall in Piombino gut sichtbar, gilt als nicht erreichbares Paradies jenseits der Stahlhölle.
Beim Lesen habe ich mir so oft überlegt, was ich bloss über dieses Buch schreiben soll. Nun lese ich schon 2 Monate und werde einfach nicht fertig. Es ist zähflüssig, schwermütig, hoffnungslos und manchmal muss man es einfach weglegen. Was mir aber wirklich fehlt, ist ein roter Faden. Es scheint, als ob die Autorin die Leser aufrütteln will. Doch irgendwie kommt sie nicht auf den Punkt. Was genau will sie sagen? Der Schreibstil, bei dem sie zwischen den vielen Charakteren wechselt ist sehr interessant und bietet so die Sicht auf dieses Leben aus zahlreichen Blickwinkeln und Lebenssituation, doch irgendwie führt das ins Nirgendwo. Obwohl die vielen Gewalt- und Sexszenen und die Hoffnungslosigkeit der Figuren schockieren, plätschert die Erzählung dahin. Ich bin noch nicht am Ende angekommen, aber ich befürchte, dass der Schluss genauso dahinplätschern wird, wie der Rest des Buchs.
Fazit - ausser dem speziellen Schreibstil kann ich dem Buch nicht viel abgewinnen. Sogar dieser wirkt durch zu viele sprachliche Experimente verwässert und inkonsequent. Zudem gibt es ganz komische Passagen, die wahrscheinlich bei der Übersetzung schiefgeraten sind. Und was ich gar nicht mag - der Verlag hat irre schlampig lektoriert und man stolpert ständig über Tippfehler. Also nicht wirklich ein Lesetipp von mir.
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Auf ins nächste Thema! Für September / Oktober gilt folgendes Buchthema: Lies ein Buch, in dessen Titel ein Tier vorkommt. Na denn - viel Spass beim Lesen!